Bewegte Zeiten in der Talentwerkstatt

Der Beginn einer liebevoll zubereiteten Bärlauch-Pesto ...

Der Beginn einer liebevoll zubereiteten Bärlauch-Pesto …

Es hat sich einiges getan in der Talentwerkstatt. Ein Umzug in neue Räumlichkeiten, neue Angebote, neue Mitarbeitende. Layla Rüthemann erzählt, wie sich die Verän­derungen ausgewirkt haben.

Liebe Layla Rüthemann. Wie geht Talent in eurer Werkstatt?
Ihr hattet im letzten Jahr eine etwas unruhige Zeit bei euch in der Talentwerkstatt. Neue Räumlichkeiten, neue Angebote und neue Mitarbeitende. Kannst du uns etwas darüber erzählen?
Ich denke, dass viele Menschen Veränderungen zu Anfang nur schwer annehmen können. Man muss sich auf etwas Unbekanntes einlassen. Wir haben aber die Erfahrung gemacht, dass es vor allem darauf ankommt, sich dafür genügend Zeit zu lassen. So kann aus dem beängstigenden Neuen etwas Wunderbares werden.

Dadurch, dass wir dank des Umzugs mehr Räume und Platz gewonnen haben, können wir noch individueller auf unsere Leute eingehen. Wir können besser in Gruppen arbeiten und neue «Formate» ausprobieren. Darüber hinaus half uns der gewonnene Platz, einfacher mit den Corona bedingten Vorgaben umzugehen. So konnten wir über diese Pandemiezeit immer eine stabile Tagesstruktur anbieten.

Der Umzug forderte vor allem unseren sehbehinderten und blinden Klientinnen und Klienten einiges ab. Neue Wege und Räume mussten erforscht und eingeprägt werden. Aber wie schon gesagt: kommt Zeit, kommt auch Orientierung.

Was steckt eigentlich hinter dem Namen Talentwerkstatt?
Bei uns geht es darum, die Ressourcen und Talente der Teilnehmenden zu erkennen und diese dann gezielt zu fördern. Die Talentwerkstatt bietet also den Raum und die Begleitung, seine Talente zu finden und auszuleben. Daher der Name.

Für welche Menschen wurden die Talentwerkstatt und ihre Angebotsmodule entwickelt?
Für Menschen mit körperlichen, psychischen und kognitiven Beeinträchtigungen, die eine begleitete Tagesstruktur ohne Lohn suchen. Bei diesen Menschen geht es darum, sich und ihre Möglichkeiten besser kennenzulernen, um dann gemeinsam die entdeckten Talente in den passenden Begleitangeboten zu entwickeln.

In unseren Kochmodulen zeigt sich, dass vielen das handwerkliche Arbeiten Spass macht, aber auch, danach ein Ergebnis miteinander teilen zu können. Dabei ist gerade auch ein positives Feedback der anderen Teilnehmenden immer wichtig.

Jetzt gibt es ja seit letztem Sommer ein neues Angebot mit dem schönen Namen «Küchenzauber». Was waren die Gründe, ein solches Angebot zu entwickeln und anzubieten?
Das geht vor allem auf unsere guten Erfahrungen mit unserer Kochwerkstatt zurück. Früher haben wir jeweils für fünf Leute gekocht, heute machen wir das für das ganze Haus, also für etwa 25 Personen. Das stahl uns aber die Zeit, gemeinsam Teigwaren, Konfitüren und Eingemachtes zu produzieren.

Dies hat nach einer gewissen Zeit vielen unserer Kochbegeisterten gefehlt. Denn gerade diese Produkte konnten wir ja auch immer toll gegen aussen präsentieren. Und der Verkauf dieser Angebote war für alle Beteiligten immer eine schöne Bestätigung. So haben wir dieses neue Modul geschaffen, damit wir diesen Verkauf weiterführen können.

So verarbeiten und veredeln wir nun ein Mal pro Woche saisonale Produkte und können dabei verschiedene Produktions- und Konservierungstechniken kennenlernen.

Was sind denn die Rückmeldungen der Teilnehmenden des «Küchenzaubers»?
Sie sind sehr interessiert und motiviert. Vielleicht auch, weil sie für ihre Produkte oft Komplimente erhalten. Da gibt es eine schöne Win-Win-Situation zwischen unseren «Produzenten» und unseren «Kunden».

Was sind das für Produkte, die ihr in der Küche zaubert?
Das geht von Grittibänzen über Guetzli bis hin zu Tomatensugo, eingelegtem Gemüse, Konfitüren, Teigwaren und noch vielem mehr. Zum Teil werden die Resultate gleich von den Teilnehmenden genossen, manchmal werden sie intern weitergereicht und ein Teil wird, wie schon gesagt, verkauft.

Wo kann man denn diese Produkte kaufen?
Wir haben fest vor, dieses Jahr wieder verschiedene Märkte zu besuchen. Wo, ist noch nicht festgelegt.

Kann man bei euch als Privatperson oder als Firma Bestellungen aufgeben?
Da wir eine Tagesstruktur ohne Lohn anbieten, ist Leistungsdruck für uns kein Thema. Es geht um Freude und nicht um möglichen Gewinn. Von daher kann man von uns nur kaufen, was wir anbieten.

Es geht ja bei der Talentwerkstatt nicht nur darum, grosse Mengen zu produzieren.

Wir begleiten die Teilnehmenden individuell durch unterschiedliche Arbeitsprozesse, ermöglichen ihnen so mehr Selbständigkeit. Wir geben ihrem Tag die gesuchte Struktur und fördern dabei die Teilnehmenden ganz persönlich. Dabei müssen wir – trotz jeder Planung – immer flexibel auf «alles Menschenmögliche» eingehen. Aber genau das macht uns allen hier auch Freude.

Wie sieht die Zukunft der Talentwerkstatt aus?
Da kann ich nur sagen: Der Wandel ist die einzige Konstante. Und dies immer zum Besten für unsere Teilnehmenden.

Das Ergebnis aus dem Modul «Küchenzauber»: Ein bunter Strauss an feinen, saisonalen Produkten
Das Ergebnis aus dem Modul «Küchenzauber»: Ein bunter Strauss an feinen, saisonalen Produkten.

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