Viel Veränderung bei der Beruflichen Bildung

Die Ausbildungsverantwortlichen von obvita

Die Ausbildungsverantwortlichen von obvita

Irmingard Eberhard arbeitet seit 2010 bei obvita. Bis 2018 leitete sie die Fachstelle «Berufliche Integration». Danach übernahm sie die Leitung der «Beruflichen Bildung».

obvita bietet heute ein vielfältiges Angebot an Ausbildungen für Jugendliche mit Leistungsbeeinträchtigung. Wie kam es dazu?
Auch junge Menschen mit Handicaps müssen die Chance erhalten, eine berufliche Ausbildung zu absolvieren. Daher bauten wir seit 2012 unser Ausbildungsangebot stetig aus. Zudem erhöhten wir die Anzahl der Ausbildungsplätze. Immer mit dem Fokus, die Qualität der Ausbildungsbegleitung stetig zu verbessern. Intern schulen wir Mitarbeitende mit Begleitaufgaben, insbesondere im Bereich des «systemisch-lösungsorientierten Ansatzes». Agogische Ausbildungen werden extern absolviert.

Was waren Meilensteine auf diesem Weg?
Die Übernahme des Kreises «Berufliche Integration» durch Stephan Wüthrich im Jahr 2012. Unter seiner Führung wurden die Rahmenbedingungen professionalisiert. So entwickelten wir fundierte Betreuungs-, Begleit- und Ausbildungskonzepte. In diesen wurde festgeschrieben, wie Ausbildung in der obvita gelebt wird und welche Anforderungen die Ausbildungsteams erfüllen müssen. Regelmässige Ausbildungsretraits und Weiterbildungen sichern dabei unseren professionellen Standard. Diese Massnahmen erhöhten die Anzahl der Lernenden von rund 30 (2011) auf über 70 (2017). Von den zuweisenden Stellen kamen in all den Jahren überwiegend positive Rückmeldungen zu unserer Ausbildungs- und Begleitqualität.

Was sind die Herausforderungen in der Ausbildung von Jugendlichen mit einer Leistungseinschränkung?
Jugendliche mit körperlichen Einschränkungen werden mit technischen Hilfsmitteln ausgestattet, so dass sie ihr Potenzial ausschöpfen können. Zum Beispiel bei Lernenden mit einer Seheinschränkung: Angepasst an den Grad ihrer Einschränkung brauchen sie einen Arbeitsplatz, der optimale Lichtverhältnisse und sehtechnische Hilfsmittel bereithält. Unsere Sehberatung steht ihnen während der gesamten Ausbildung unterstützend zur Seite. Barrierefreiheit und Zugänglichkeit sind dabei immer die Schlüsselbegriffe.

Bei Lernenden mit psychischen Thematiken geht das Ausbildungs- und Begleitpersonal auf die aktuellen Möglichkeiten und Schwankungen in der Stabilität und Belastbarkeit ein. So entstehen individuelle Lösungen, die auf die/den einzelnen Lernenden abgestimmt sind. Dabei muss jedoch gewährleistet sein, dass die betrieblichen und schulischen Ausbildungsziele erreicht werden. Alles dient dem Ziel, dass Lernende ihre Ausbildung erfolgreich abschliessen und – wenn möglich – eine rentenausschliessende oder -tangierende Anschlusslösung im ersten Arbeitsmarkt finden. Ein Ziel, das von den zuweisenden Stellen heute klar definiert und erwartet wird.

Wo steht obvita beim Thema «Berufliche Bildung» im Branchenvergleich?
Was die Zahl der Lernenden und Ausbildungsangebote betrifft, sehen wir obvita im oberen Bereich. Unsere interne Schule wird von den zuweisenden Stellen als ein besonderes Plus geschätzt. Sie bietet Lernenden EFZ und EBA Förderunterricht an. Für Lernende PrA ist sie die Berufsschule. Dank dieses Schulangebotes ist es uns möglich, auch leistungsschwächere Lernende erfolgreich durch ihre Ausbildung zu führen.

Was hat sich in der Ausbildung von Jugendlichen mit einer Leistungseinschränkung in den letzten Jahren verändert?
Heute gilt bei zuweisenden Stellen, dass eine Ausbildung im ersten Arbeitsmarkt stattfinden sollte. Finden Ausbildungen im geschützten Rahmen statt, so besteht die Erwartung, dass Lernende, so rasch wie möglich in ein externes Praktikum im ersten Arbeitsmarkt wechseln. Mit diesem Vorgehen soll der Übertritt in den ersten Arbeitsmarkt unterstützt werden.

Wie hat sich die Zusammenarbeit mit den Lernenden, Eltern, Schulen, den zuweisenden Stellen und Therapierenden verändert?
Die Zusammenarbeit hat sich intensiviert, mit dem Ziel, Lernende optimal zu unterstützen. Dies wird anhand von regelmässigen Standortbesprechungen, an denen sich alle Beteiligten einbringen, sichergestellt.

Wo sehen Sie das Thema in zehn Jahren?
Auch dann wird es noch Organisationen wie obvita geben. Der Trend geht aber dahin, dass eine Ausbildung, wenn immer möglich, im ersten Arbeitsmarkt stattfinden soll. Dort kann sie durch ein Coaching begleitet werden. Arbeitgebende werden durch finanzielle Anreize motiviert, auch junge Menschen mit Einschränkungen auszubilden. Die 7. IVG-Revision, welche am 1. Januar 2022 in Kraft getreten ist, hat für diese Entwicklung weitere Weichen gestellt.

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