Das weibliche Stehaufmännchen

Monika auf einer Bank im Grünen

Wer sich für die persönliche Geschichte von Monika interessiert, sollte Zeit und ein offenes Ohr mitbringen, denn die kommunikative Frau hat viel zu erzählen. Was dabei bemerkenswert ist: Obwohl die 51-Jährige so manch schweres Schicksal mit sich rumträgt und man beim Zuhören öfters schwer schluckt, hadert sie nicht. Im Gegenteil: «Ich versuche, aus allem das Positive zu ziehen», wie sie selbst sagt. Auch intime Details gibt sie unbeschönigt preis. Man hört ihr einfach gerne zu, weil man zwischen Verwunderung, Fassungslosigkeit, Mitgefühl und Heiterkeit ständig hin und her tanzt.

Vor allem die berufliche Laufbahn ist geprägt von einem ständigen Auf und Ab. Da war alles dabei: ein Haushaltsjahr in der Westschweiz, eine Ausbildung zur Briefträgerin, Velokurier im Winter, Bäckerei-Verkäuferin, Telefonistin bei einem Versandunternehmen, Sachbearbeiterin in der Nahrungsmittelindustrie und Zugbegleiterin.

Diese ganzen Wechsel waren nicht gewollt, vielmehr fühlte sich Monika immer wieder als Mobbing-Opfer. «Ich wollte es immer allen recht machen, hatte wenig Selbstbewusstsein und das Gefühl, alle sind gegen mich.»

Die Unsicherheit kommt nicht von ungefähr. Monika hatte keine einfache Kindheit und wuchs ohne leiblichen Vater auf. Der erste Stiefvater trank, schlug und beging sogar Missbrauch an ihrer Schwester. Auch mit der Mutter war es nicht einfach. Monika machte, was viele Kinder machen: Das Erlebte verdrängen. Erst viel später, als sie im Beruf mit einer zu grossen Aufgabe konfrontiert wurde, brach sie nervlich zusammen.

Sie bekam psychologische Betreuung und wurde fortan von der IV begleitet. Seit vier Jahren ist Monika bei obvita in einem 50%-Pensum in der Abteilung Verpackung und Versand. «Hier bin ich willkommen, hier kann ich ohne Druck arbeiten und hier kann ich sein, wie ich bin.»

Auch ihre Krankheit «Multiple Sklerose» verläuft seit über acht Jahren stabil, nur manchmal spürt sie leichte Stromstösse in den Beinen. Doch Monika geht ihr Leben trotz aller Stolpersteine beherzt an: «Liegen bleiben ist keine Option für mich. Ich bin ein Stehaufmännchen», lacht sie. Ihre Kraftsäulen sind die Freunde, die zwei Katzen und allen voran ihr langjähriger Lebenspartner. «Er ist das Beste, was mir je passiert ist.» Und fügt sogleich hinzu: «Auch bei der Arbeit bin ich mit Herz und Seele dabei. Ich bin mega glücklich, bei obvita zu sein.»

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